ISPO 2019 - ein Messebesuch mit Fokus auf Nachhaltigkeit

ISPO 2019 - ein Messebesuch mit Fokus auf Nachhaltigkeit

Die ISPO gibt einen sehr guten Überblick über die Sportartikelbranche

Fürs Mountainbiken gibt es spezifischere Messen als die Ispo. Dennoch besuche ich die größte Sportartikelmesse weltweit sehr gerne. Denn sie gibt einen sehr guten Überblick über die Sport- und Outdoorbranche insgesamt und was sie beschäftigt - meiner Beobachtung nach waren das in diesem Jahr Digitalisierung, stationärer und online Handel, Nachhaltigkeit sowie eSports. 

Ein Messebesuch mit Fokus auf Nachhaltigkeit

Nachdem ich letztes Jahr die Digitalisierungsthemen so interessant fand, dass ich darüber berichtet habe, bin ich dieses Mal mit Fokus auf Nachhaltigkeit über die Ispo gegangen. Ich habe mir Podiumsdiskussion mit Experten angehört und deren Sichtweise dazu kennengelernt, mich über nachhaltige Projekte und Produkte informiert und auf Ständen mit Firmenvertretern über Nachhaltigkeit gesprochen.

Abgesehen davon, dass die Outdoor-Sportartikelindustrie per se ein besonderes Interesse an einer intakten Umwelt haben sollte, – denn ohne Natur keine Outdoor-Industrie – haben viele Outdoor-Unternehmen erkannt, dass immer mehr Kunden auch Nachhaltigkeit in ihre Kaufentscheidungen einbeziehen. Sie reagieren darauf, indem sie ihre Produktionsprozesse verändern, nachhaltigere Materialien verarbeiten, ihre Produkte zertifizieren lassen oder neue Services anbieten.

Diesen Blogpost habe ich in drei Teile gegliedert: Im ersten Teil gebe ich euch einen Einblick, was auf der Ispo dieses Jahr in puncto Nachhaltigkeit angeboten wurde. Dann gehe ich auf ausgewählte Umwelt-Siegel ein. Und schliesslich zeige ich anhand von Beispielen, welche Lösungsansätze einzelne Unternehmen verfolgen

Der «CSR Hub & Sustainability Kiosk» - eine plastikfreie Oase auf der Messe

Die Messehallen auf der Ispo sind in Segmente unterteilt - von „Health & Fitness“ über „Outdoor“ und „Snowsports“ bis „Urban“ und „Vision“ um ein paar zu nennen. Neben den Ausstellern gibt es ausserdem sogenannte Focus Areas zu unterschiedlichen Themen wie zum Beispiel die “Body & Mind Stage”, die “Women´s Lounge” mit frauenbezogenen Talkrunden und Interviews wie «Weibliche Influencer und Markenbotschafter als Aushängeschild von Sportbrands» oder den “CSR Hub & Sustainability Kiosk” - CSR steht für Corporate Social Responsibility. Für interessierte Messebesucher wurde hier ein abwechslungsreiches und informatives Vortrags - und Diskussionsprogramm angeboten.

Die Body & Mind Stage auf der ISPO 2019 (c) Messe München

Die Body & Mind Stage auf der ISPO 2019 (c) Messe München

In kleinen Ausstellungen konnten sich die Messebesucher ausserdem zu Materialien, Nachhaltigkeits-Initiativen und Produkten informieren oder an der CSR-Bar eine Pause einlegen, wo die Münchner „Aroma Bar“ Snacks und Getränke ohne Plastikverpackungen servierte. Zu einer Pause wurde aber niemand gezwungen - wer schnell weitermusste oder seinen Kaffee einfach lieber im Gehen trinkt, der konnte sich einen Kaffee To Go im Schraubglas kaufen. Damit hielt die CSR-Bar, was ihr Name verspricht. Dass der Nachhaltigkeits-Gedanke von der Bühne auf die Bar übertragen wurde und der CSR Hub eine kleine plastikfreie Oase auf der Messe war, hat mir sehr gut gefallen. 

Die wichtigsten Umwelt-Siegel

Umwelt-Labels verfolgen zwei Hauptziele: Standards für die Herstellung setzen und den Kunden Orientierung geben. Ihre Vielzahl bewirkt allerdings genau das Gegenteil: Orientierungslosigkeit. Als Anhaltspunkt stelle ich euch eine Auswahl der wichtigsten Umwelt-Siegel vor.

Der Öko-Tex Standard 100 steht für Textilprodukte ohne Schadstoff-Rückstände

Diesem Standard seid ihr sicher schon begegnet – es ist sehr weit verbreitet. Öko-Tex Standard 100 ist vor allem ein Verbraucherschutz-Siegel, das die Schadstoffrückstände am Endprodukt prüft. Der Standard hat je nach Hautkontakt vier Produktklassen, wobei die strengsten Anforderungen für Babykleidung (Klasse I) gelten. Auf der Produktebene ist der Öko-Tex Standard 100 inzwischen etwa so streng wie GOTS (s.u.). Das Wort „Öko“ suggeriert, dass es sich bei zertifizierten Produkten um ökologisch produzierte Textilen aus Naturfasern handelt. Das jedoch ist nicht der Fall. Das Siegel sagt nur aus, dass es sich um ein auf Schadstoff-Rückstände geprüftes Produkt handelt. Auch die Umweltbelastung während des Herstellungsprozesses wird nicht untersucht. Im Greenpeace Öko-Textilsiegel-Check bekommt es 1 von 3 Sternen.


So sieht das Öko-Tex Standard 100 Logo aus.

So sieht das Öko-Tex Standard 100 Logo aus.

Outdoor-Kleidung ohne Chemie - das Label bluesign® bietet Orientierung

Wem wichtig ist, dass seine Outdoor-Kleidung keine umweltbelastenden Substanzen enthält, dem bietet das für die Textil- und Outdoor-Branche relevante Label bluesign® Orientierung. Textilprodukte mit diesem Label sind umweltfreundlich hergestellt, sprich die Umweltbelastung während des gesamten Produktionsprozesses wird so gering wie möglich gehalten und das Endprodukt enthält keine gefährlichen Schadstoffe. Beim Öko-Textilsiegel-Check von Greenpeace hat bluesign® 2 von 3 Sternen bekommen. Hier findet ihr eine Übersicht der Marken und Unternehmen, die ihre Textilien nach dem bluesign® System zertifizieren.



So sieht das bluesign (R) Label aus.

So sieht das bluesign (R) Label aus.

GOTS – der weltweit führende Standard für ökologisch und sozial hergestellte Textilien aus Naturfasern

Der Global Organic Textile Standard (GOTS) gilt als weltweit führender Standard für die Verarbeitung von Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern. Von Greenpeace wurde es beim Öko-Textilsiegel-Check mit 3 von 3 Sternen ausgezeichnet. Das Label ist vor allem für die Zertifizierung von Biobaumwolle bekannt. Allerdings kann es auf alle biologisch erzeugten pflanzlichen und tierischen Naturfasern wie Jute, Leinen, Wolle oder Kaschmir angewendet werden. Der Standard zertifiziert den gesamten Produktionsprozess des Produkts von der Herstellung der Ausgangsfasern bis zum Endprodukt sowie die Lieferkette unter ökologischen und sozial verantwortlichen Kriterien. Es gibt zwei Kennzeichnungsstufen, die sich nach dem Mindestanteil des „kontrolliert biologisch erzeugten" Materials im Endprodukt unterscheiden – die erste erfordert mindestens 95% kontrolliert biologisch erzeugte Fasern, die zweite 70%.


So sieht das Global Organic Textile Standard Logo aus.

So sieht das Global Organic Textile Standard Logo aus.

1% for the planet – weil schon ein kleiner Beitrag viel bewirken kann

Wenn jedes Unternehmen nur einen kleinen Teil seines Umsatzes - nämlich 1% - an Umwelt-Projekte spenden würde, dann wäre für den Erhalt unserer Umwelt schon viel getan – damit können große positive Umweltveränderungen bewirkt werden. Das ist der Grundgedanke hinter 1% for the planet.

Die 2002 gegründete Non-Profit Organisation hat inzwischen über 1.200 Mitgliedsunternehmen, die über 2.000 anerkannte Non-Profit Partnern aus etwa 40 Ländern mit Geld- und Sachspenden und ehrenamtlicher Tätigkeit unterstützen. Die Spende geht direkt an die Umweltorganisationen –  1% for the planet vermittelt lediglich die passende Organisation oder Organisationen und unterstützt als anerkannte Zertifizierungs-Stelle. Produkte von Unternehmen oder Marken, die 1% of the planet unterstützen, sind am Label erkennbar. Eine Liste mit allem Mitgliedsunternehmen gibt es hier.

Der Stand von 1% for the Planet auf der Ispo 2019.

Der Stand von 1% for the Planet auf der Ispo 2019.

Lösungsansätze von Unternehmen

Greenpeace kritisiert die Outdoor-Kleidungsbranche immer wieder, weil bei der Textilproduktion viele gefährliche Chemikalien freigesetzt werden, die Herstellung von Outdoor-Kleidung sehr viel Energie verbraucht und sie nicht verrottet.

Hier tut sich aber einiges. Oft sind es die Zulieferer, die nachhaltige Lösungen anbieten, welche dann von den Outdoor-Unternehmen verarbeitet werden. Deswegen lohnt es sich, vor dem Kauf die Etiketten und Hangtags sorgfältig zu lesen, Informationen über die Marke einzuholen und nach jungen Marken Ausschau zu halten. Denn häufig sind sie es, die von Anfang an einen nachhaltigen Weg einschlagen.

PFC-freie Regen-Kleidung

Für die Funktion in unserer Outdoor-Kleidung sorgen in der Regel chemische Stoffe. Mit per- und polyfluorierten Carbonen (PFCs), auch Fluorcarbone genannt, werden Oberflächen beschichtet, um sie wasser- und schmutzabweisend zu machen. Das ist aber nicht unbedingt nötig. Es existieren bereits dauerhaft wasserbeständige (durable water repellent = DWR) Ausrüstungen ohne Fluorcarbone – zum Beispiel die PFC-freie Polyestermembran von Sympatex (mehr dazu weiter unten).

Manche Marken steigen schrittweise auf PFC-freie Kollektionen um, verwenden Fluorcarbone gar nicht mehr oder nur noch teilweise in ihren Kollektionen:

  • Vaude rüstet seit der Sommersaison 2018 seine gesamte Bekleidungskollektion PFC-frei mit VAUDE Eco Finish aus. Bis spätestens 2020 soll die gesamte Kollektion PFC-frei sein.

  • Pyua, eine junge, 2008 gegründete Marke aus Kiel bietet ihre "Ecorrect Outerwear" Kollektion PFC-frei an.

  • Jack Wolfskin bietet zahlreiche Produkte PFC-frei an.

  • Fjällräven hat 2012 entschieden, sein gesamtes Produktsortiment auf fluorcarbonfreie Imprägnierung umzustellen.

  • Paramo verwendet kein PFC bei der Herstellung.

Outdoor-Kleidung aus recycelten Materialien spart Energie und Abfälle

Outdoor-Kleidung aus recycelten Materialien schont die Ressourcen, denn statt neuer Rohstoffe werden Materialien eingesetzt, die sich bereits im Umlauf befinden. Die Umwelt wird trotzdem belastet: der Müll muss transportiert, sortiert und wiederaufbereitet werden. Dennoch ist Recycling sinnvoll – vor allem, wenn es künftig ein unendlicher Kreislauf ist (siehe weiter unten «Closed-Loop-Recycling-Programme»). So weit sind wir bei Kunststoffen noch nicht: sie können nicht unendlich recycelt werden. Jedes Mal, wenn Kunststoffe erhitzt werden, zerfallen sie, so dass die nachfolgende Version minderwertig ist und der Kunststoff für die Herstellung von Produkten geringerer Qualität verwendet werden muss.

Recycling-Polyester 

Recyceltes Polyester gibt Kunststoff ein zweites Leben – einem Material, das nicht biologisch abbaubar ist und andernfalls auf Deponien oder im Meer landen würde. We are SpinDye ist ein Beispiel für einen der oben genannten Zulieferer. Das schwedische Unternehmen bietet nachhaltige Polyestergarne und -gewebe für die Bekleidungsindustrie und beliefert zum Beispiel Bergans, Pyua und Peak Performance. Sie verwenden nicht nur recycelten Kunststoff, sondern geben dem ungefärbten Basisgranulat die gewünschten Farbpigmente vor der Garnherstellung hinzu und sparen so 75 % Wasser ein, das bei einer Stückfärbung des Stoffes gebraucht werden würde.

Ökologisch völlig unbedenklich ist Polyester – auch recyceltes – aber nicht, denn es verliert beim Waschen winzige Fasern. Diese landen als Mikroplastik in den Gewässern. Um das zu vermeiden, kann man einen sogenannten “Guppybag” verwenden. Das ist ein spezieller, sehr feinmaschiger und langlebiger Waschbeutel durch den die Fasern nicht hindurch und ins Grundwasser gelangen können. Nach dem Waschen kann man sie einfach entfernen und im Plastikmüll entsorgen.

Fleece aus recycelten Plastikflaschen

Polartec ist das Unternehmen, das für Fleece bekannt ist und seine Fleecestoffe seit den 90ern aus recycelten Plastikflaschen herstellt. Neben Fleece zur Isolation stellt Polartec auch Funktionsstoffe für Base-Layer und Wetterschutz her. 2018 hat Polartec einen neuen Midlayer-Stoff gelauncht: Polartec® Power Air™, eine Stofftechnologie, die die Faserablösung nachweislich reduziert und so das Abwandern von Mikrofasern in die Umwelt verhindert. Zum Kundenkreis zählen viele bekannte Outdoormarken – unter anderem Arcteryx, Berghaus, Haglöfs, Mammut, Marmot, Millet, Nike, Norona, Patagonie, Pitcture, Rapha,  Salewa, Sugoi, The North Face und Vaude.

Recyclingfähige Wetterschutzmembran

Sympatex ist eine PFC-freie Wetterschutzmembran aus 100% recycelten Materialien, die in Outdoorbekleidung und Schuhen verarbeitet wird. Sie ist wind- und wasserdicht, atmungsaktiv und ist vollständig recyclingfähig. Gemäß Öko-Tex Standard 100 ist sie gesundheitlich unbedenklich und bluesign® zertifiziert. Das Unternehmen Sympatex hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 den ökologischen Kreislauf in der Funktionsbekleidungsindustrie zu schließen.

Recycelte Daune

Auch Daune kann recycelt werden. Das Unternehmen Re:Down sammelt gebrauchte Daune – vor allem aus Bettdecken und Kissen – säubert sie und führt sie wieder in den textilen Produktionsprozess zurück. Gebrochene Federn und Daunenfasern, die nicht als Füllmaterial genutzt werden können, werden als organischer Dünger weiterverwendet. Die Stoffbezüge, die etwa 30% des Gesamtgewichts ausmachen, werden zerkleinert und für nicht gewebte Isolierung verwendet. So nutzt das Unternehmen bestehende Ressourcen statt neuer. 97% der Produkte, die es sammelt, werden recyclet. So kommt es ihrem Ziel zero waste sehr nahe. Unter anderem Mammut und Patagonia arbeiten mit Re:Down zusammen.

Wem Labels wichtig sind, dem bieten die beide Daunen-Standards «Responsible Down Standard» (RDS) und «Global Treacable Down Standard» (GTDS) Orientierung.  Der RDS garantiert, dass in der gesamten Lieferkette Tierschutz-Standards eingehalten worden sind. Das besagt auch der GTDS. Er geht aber noch einen Schritt weiter, indem er auch die Farmen einschliesst, aus denen die Eier kommen – unabhängig davon, ob hier auch Daune produziert wird.

Künstliche Daune

Daune gilt nach wie vor als wärmste Isolationsfaser, denn sie hat das beste Verhältnis von Wärmeleistung zu Eigengewicht und Volumen. Der Wärmerückhalt der künstlichen Daune PrimaLoft® ist mit dem einer guten Gänsedaune vergleichbar und damit eine ethisch korrekte Alternative. Gegenüber Daune hat sie sogar einen entscheidenden Vorteil: sie bleibt auch bei Nässe bauschig und trocknet schnell. Ziel von Primaloft ist es, bis 2020 90% ihrer Isolationsprodukte bei gleichbleibender Leistung mit einem Mindestanteil von 50% recycelten Materialien herzustellen. Als erster Hersteller von Isolationsfasern erfüllt Primaloft seit 2010 sämtliche Kriterien für eine bluesign® Zertifizierung.

Ab Herbst 2020 wird eine biologisch abbaubare Isolierung erhältlich sein: Primaloft Bio. Es besteht aus 100% recycelten Plastikflaschen, die sich größtenteils innerhalb von einem Jahr nahezu vollständig biologisch abbauen. Das ist möglich, weil PrimaLoft die Kunststoffasern attraktiver für die Mikroben gemacht hat, die dafür sorgen, dass die Fasern in Deponien oder im Ozean abgebaut werden. Die Mikroben fressen die Fasern schneller auf und bringen die Isolierung so zurück in die Natur. Zurück bleiben Wasser, Methan, Kohlenstoffdioxid und Biomasse (abgestorbene Mikroorganismen, Biomüll).

Closed-Loop-Recycling-Programme

Noch besser als Outdoor-Kleidung aus recycelten Materialien ist es natürlich, wenn Kleidungsstücke am Ende ihres Lebenszyklus immer wieder zu neuen Produkten recycelt oder upcycelt und anschließend wiederverwendet werden können. Seit 2005 können Kunden Patagonia-Kleidung nach Gebrauch zurück in den Laden bringen oder ins Werk schicken. Daraus wird dann wieder neue Kleidung hergestellt. Auch Pyua und Houdini haben ein sogenanntes Closed-Loop-Recycling-Programm, also ein Rücknahmesystem für ihre Kleidungsstücke und deren vollständige Verwertung. Houdini bietet diesen Service allerdings nur in Schweden an.

Outdoor-Kleidung und Equipment leihen 

Manchmal möchte man nur eine neue Sportart ausprobieren oder einen Urlaub in einer Klimazone verbringen, die besondere Kleidung erfordert. Statt sich das gesamt Equipment zu kaufen, kann man es auch leihen.

Über Dropkid kann man Skikleidung von Pyua, Norrona, Maloja und Picture inklusive Helm und Brille ausleihen. Sie wird direkt an den Urlaubsort geschickt.  Und wenn man dann feststellt, dass einem das Skifahren so gut gefällt, dass man das künftig öfter macht, kann man die Kleidung immer noch kaufen.  Pyua erstattet dann die Leihgebühr für die nagelneue Kleidung zurück. Seit 2013 verleiht Houdini in seinen Läden in Schweden Shell-Bekleidung, weil sie davon überzeugt sind, dass Teilen eine gute Alternative zum Neukauf ist. In anderen Ländern wird dieser Service allerdings nicht angeboten.

Zelte, Isomatten, Rucksäcke, Trolleys und Radtaschen kann man direkt im Vaude-Geschäft oder online über den Service iRentit von Vaude oder bei dem Anbieter Outdoorverleih mieten. Ein größeres Leih-Angebot – zum Beispiel Trekkingstöcke oder Schneeschuhe – hat Rausleihen.

Outdoor-Kleidung reparieren und dadurch länger verwenden

Eine gute Möglichkeit, seine Auswirkung auf die Umwelt zu reduzieren, ist seine Bekleidung über einen langen Zeitraum zu tragen. Einige Firmen bieten einen Reparatur-Service – zum Beispiel Patagonia und Houdini in ihren Läden an. Vaude betreibt über ifixit ein Online-Repair-Café mit passenden Ersatz-Teilen.

Outdoor-Kleidung gebraucht kaufen 

Wer gebrauchte Outdoor-Kleidung oder Outdoor-Artikel kauft oder verkauft, verlängert so ihren Lebenszyklus. Vaude hat zusammen mit eBay einen online Second Hand Shop gegründet in dem man gebrauchte Outdoor-Bekleidung und hochwertige Bergsport-Ausrüstung zu günstigen Preisen findet. Wer in Schweden lebt, kann gebrauchte Bekleidung von Houdini in ihre Second-Hand Abteilung in ausgewählten eigenen Stores kaufen oder verkaufen. Wenn ein zurückgegebenes Produkt verkauft wurde, erhält man 50% des Verkaufspreises. Dieser ist abhängig davon, wie intensiv sie getragen und genutzt wurde. Ich finde das eine gute Idee. Meine Anrufe bei Händlern ergaben, dass das in Deutschland leider nicht möglich ist. Aber eBay ist natürlich eine gute Alternative.

Was nehme ich mit von meinem ISPO-Besuch mit Fokus auf Nachhaltigkeit?

  1. Nachhaltigkeit ist ein komplexer Sachverhalt.

    Der Begriff «Nachhaltigkeit» ist omnipräsent. Dabei wird gerne übersehen, dass sich dahinter ein komplexer Sachverhalt verbirgt. Unternehmen können Produkte in der Regel nicht von einem auf den anderen Tag nachhaltig herstellen und von heute auf morgen nachhaltig agieren - es ist eine Reise mit vielen Stationen, unvorhersehbaren Umwegen und der ein oder anderen Sackgasse auf der Verträge geändert, Prozesse umgestellt und Zulieferer und Mitarbeiter überzeugt werden müssen. Ähnlich wie bei mir als als Privatperson. Ich zumindest finde es gar nicht einfach, mich ökologisch zu verhalten – es gibt so viele Punkte zu berücksichtigen und das Angebot ist meinem Eindruck nach (noch?) unübersichtlich.

  2. Nur noch das kaufen, was mich nachhaltig überzeugt.

    Genauer hinzusehen, nachzufragen, wenn mir etwas nicht klar ist und nur noch das zu kaufen, das mich nachhaltig überzeugt. Denn das, das nachgefragt wird, wird angeboten. So kann ich als Kundin den Markt mit meiner Kaufkraft – zumindest ein klitzekleines bisschen – beeinflussen.

  3. Nachhaltigeres Handeln wertschätzen.

    Wertschätzen, wenn sich Unternehmen bemühen, nachhaltig(er) zu handeln und darüber zu reden – auch wenn sie (noch) nicht perfekt sind und die Gefahr des green washing besteht. Denn in dem Moment, in dem sich ein Unternehmen zu nachhaltigen Aktivitäten äussert, macht es sich angreifbar. Aber ohne Zusatzinformation kann ich ein nachhaltig hergestelltes Produkt nicht von einem nicht nachhaltig hergestellten unterscheiden und Transparenz ist der 1. Schritt in Richtung für ein (umwelt-)bewussteres Leben.


Hinweis in eigener Sache: Alle aufgezählten Beispiele erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. So gehe ich zum Beispiel nicht auf Bio-Baumwolle ein, weil das Material für den Oudoor-Gebrauch weniger relevant als die vorgestellten Materialien ist. Die Beispiele stehen exemplarisch für die Möglichkeiten, die die Outdoor-Industrie und wir als Kunden nutzen können.


Toll, dass ihr bis hierhin durchgehalten habt - das war viel Text von mir! Jetzt interessiert mich natürlich eure Meinung! Wie geht ihr mit dem Thema Nachhaltigkeit im Alltag um? Spielt Nachhaltigkeit bei eueren Kaufentscheidungen eine Rolle? Welche nachhaltigen Sportmarken könnt ihr empfehlen?


 Schuster Ladies Day – ein Sonntag rund um Sport nur für uns Frauen

Schuster Ladies Day – ein Sonntag rund um Sport nur für uns Frauen

Was 2018 mich gelehrt hat

Was 2018 mich gelehrt hat