Gemeinsam sind wir geschickter
Ein Fahrrad von Grund auf aufbauen und wirklich verstehen, wie was funktioniert und miteinander zusammenhängt – das wollte ich schon lange mal machen. So ganz alleine habe ich mich bisher allerdings nicht ran getraut… Nachdem Michael mir seine Unterstützung (und seine Werkstatt inklusive Werkzeug!) zugesichert hat, habe ich mich für die DIY-Variante entschieden.
Drei fein-säuberliche Lagen Komponenten
Beim Rahmen übe ich mich zum ersten Mal in Zurückhaltung: works finish. Die Farbe ist also keine grosse Überraschung. Also öffnen wir als allererstes den Sicherheitsverschluss an dem Karton mit den Komponenten. Ein dreilagiger, fein-säuberlicher Setzkasten kommt zum Vorschein: Lenker, Gabel, Schaltung, Kurbel, Bremse – jedes Teil sitzt ordentlich in seinem Fach. Beim Anblick dieser Sorgfalt verstärkt sich die Vorfreude aufs Schrauben!
Irgendwo müssen sie dranmontiert werden, die Teile. Also packen wir den Rahmen aus. Ein nigelnagelneuer works finish Rahmen hat eine ganz besondere, raue Schönheit. Beim ersten Blick auf den eigenen Rahmen schaue ich natürlich etwas genauer hin. Ich bin begeistert! Vor allem von der Kombination mit der mattschwarzen Schwinge. Ich erwähne das so explizit, weil diese Farbwahl ehrlich gesagt eine Verlegenheitswahl ist. Eigentlich wollte ich wieder ein farbiges Mountainbike. Nur in welcher der vielen möglichen Farben? Ich konnte mich nicht entscheiden… «Works finish kann ich ja immer noch pulverbeschichten lassen», dachte ich. Vielleicht lasse ich es auch so.
Während Michael den Rahmen in den Montageständer spannt und sich mit der Sattelstütze auseinandersetzt, montiere ich die Bremsscheiben an den Laufrädern, klebe das Felgenband ein und ziehe die Mäntel auf. Schon oft habe ich mit neuen Mänteln gekämpft, weil ich sie einfach nicht über die Felge bekommen habe. (Einmal habe ich ein Laufrad sogar mit ins Büro genommen und einen Kollegen mit starken Händen um Hilfe gebeten…). Aber die Mäntel ließen sich überraschend unkompliziert und leicht aufziehen. So ein Erfolgserlebnis motiviert! Ich mache gleich weiter mit den Bremssätteln und der Kassette.
Die Kunststoffschraube will einfach nicht greifen
Mir der eightpins Sattelstütze müssen wir uns etwas eingehender befassen, denn sie wird anders montiert als die Sattelstützen, die wir bisher gefahren sind. Die Anleitung ist zwar in klaren Sätzen formuliert, aber dennoch nicht ganz selbsterklärend. Unter anderem müssen wir ein Loch ins Sattelrohr bohren und auch ein Gewinde schneiden. Dafür brauchen wir auch ein neues Werkzeug – einen Satz M5 Gewindeschneider. Ich frage mich, warum ist das beim MK 14 nicht schon vorgebohrt? Mit der kleinen Kunststoffschraube, die durch das Loch gedreht wird um die Sattelstütze zu fixieren, haben wir unsere Mühe. Michael ist kurz davor aufzugeben – die Schraube will einfach nicht greifen. Ich probiere es nochmal - und schaffe es, sie festzuziehen. Teamwork rules. Das zeigt sich auch später bei der Innenverlegung der Züge – gemeinsam sind wir geschickter ; )
«Da wo Fett ist, kommt kein Wasser hin.»
Als nächstes montieren wir die Gabel. Wir müssen den Schaft ein Stück kürzen. Trotz Entgratens nach dem Abschneiden passt der Steuersatz nicht mehr über den Gabelschaft. Das ist nicht weiter schlimm. Im Gegenteil: es zeigt, wie präzise alle Teile aufeinander abgestimmt sind. Nach sorgfältigem Nacharbeiten mit Metallfeile und Schleifpapier passen die Puzzleteile dann auch wieder zusammen. Bevor wir den Steuersatz zusammenbauen und einstellen, fetten wir nochmal alle Teile gründlich ein. Denn sie sind Nässe ausgesetzt und «da wo Fett ist, kommt kein Wasser hin.»
Weiter geht’s mit Lenker, Schaltung und Bremsen. Die Innenverlegung der Bremsleitung und der Schaltzüge mit Schaumummantelung gegen Klappern erfordert Fingerspitzengefühl – aber zu zweit mit einem kleinen Schraubenzieher zum Kabel-Raus-Fischen klappt das schneller als vermutet.
Ganz fertig sind wir dieses Wochenende nicht geworden – den Grossteil des Rades haben wir aber aufgebaut – jippie! Nächstes Wochenende müssen wir noch Brems- und Schalthebel sowie Griffe am Lenker, Kette und Pedale montieren, die Schaltung einstellen und die Bremse entlüften. Das klingt doch überschaubar, oder? Deswegen wage ich jetzt schon, ein Fazit zu ziehen.
Der Liteville Bike-Baukasten ist wie ein Puzzle. Jedes Teil hat seinen Platz.
Durch das Selber-Aufbauen ist mein eh schon grosser Respekt vor der präzisen Fertigung der Komponenten und der hohen Liteville-Qualität nochmal ein gutes Stück grösser geworden. Das ist für alle, die regelmässig Schrauben vielleicht nichts Neues. Oder doch? Weil es eben oft genug dann doch nicht so klappt, wie man sich das vorgestellt hat. Zumindest nicht so schnell, easy und sauber wie es im Hersteller-Erklärvideo vorgeführt wurde. Weil ein Schräublein fehlt. Oder das entscheidende Werkzeug. Das ist das Schöne am Liteville Bike-Baukasten: er funktioniert wie ein Puzzle. Ein vollständiges Puzzle, wohlgemerkt. Jedes Teil hat seinen Platz. Und wenn alle Teile ihren Platz gefunden haben, dann ergibt es ein stimmiges sprich funktionierendes Gesamtbild.
Mein neues Radl fühlt sich vertraut an – obwohl ich es noch nicht gefahren bin!
Nachdem ich jedes Teil meines neuen Mountainbikes in der Hand hatte, fühlt es sich nach nur wenigen Stunden schon sehr vertraut an. Und dass, obwohl wir noch nicht einmal miteinander auf den Trails gewesen sind.
Natürlich kommt es manchmal vor, dass ich nur beobachtend neben Michael stehe. Das ist interessant und ich lerne viel dabei. Ich habe auch gar nicht den Anspruch, alles am Rad selber zu machen. Am Wichtigsten ist mir, die grossen Zusammenhänge zu verstehen. Auch wenn ich tatsächlich am meisten Freude habe, wenn ich selber schraube. Da kommt die «selber, selber» rufende Dreijährige in mir raus ; ) Denn ganz genau zu wissen, mit welcher Schraube was wo montiert ist – das macht stolz.
Danke fürs Erklären und Mich-Machen-Lassen, Michael!
Habt ihr schonmal ein Mountainbike aufgebaut? Was sind eure Erfahrungen?