Mountainbiken auf den Azoren – São Miguel
„Welcome to your home for the next days“ sagt André und zeigt auf ein kleines Steinhaus, das sich kaum von der Dunkelheit abhebt. Denn Strassenlaternen oder andere größere Lichtquellen gibt es hier nicht. Ich bin überrascht, hatte ich doch ein Zelt statt eines Steinhäuschens erwartet. Die ersten Nächte auf São Miguel ganz nah an der Natur in einem Zelt zu verbringen – darauf hatte ich mich so sehr gefreut.
Ja, ein Zelt vermieten sie auch, aber es sei schon belegt, wir wären in diesem Ein-Raum-Steinhaus untergebracht, antwortet André, als ich versuche, das vermeintliche Missverständnis aufzuklären. Ups, da ist mir bei meiner ersten Airbnb Buchung gleich ein Fehler untergekommen. Aber damit kann ich leben: Das Steinhäuschen ist wunderhübsch, soweit ich im Dunkel erkennen kann! André schliesst das schwere Eisentor hinter dem Transporter, mit dem er uns und unsere Bikekoffer vom Flughafen abgeholt hat. Dass Kat und Andrés Eco Farm etwas abgelegen liegt, wusste ich aus der Airbnb Beschreibung. Dass der Weg dorthin durch ein Labyrinth enger, von Mauern gesäumten Schotterstrassen führt, habe ich nicht geahnt. Immerhin habe ich beim Transfer mitgedacht und das Angebot unserer Hosts angenommen, uns am Flughafen abzuholen. Denn ob ein Taxifahrer uns in der Nacht zum richtigen Tor gebracht hätte – da bin ich mir nicht sicher.
Outdoorfeeling trotz vier Wänden.
André zeigt uns wo wir den Solarstrom anstellen können, wenn wir die Leselampen anknipsen oder unsere Handys laden wollen. Dann führt er uns einen schmalen, mit Solarleuchten markierten Weg zum Klohäuschen und erklärt uns, wie die Komposttoilette funktioniert. Auf dem Rückweg gehen wir an der Outdoorküche und der open air Dusche vorbei und erfahren, dass er normalerweise nachmittags ein Feuer macht, mit dem er Regenwasser zum Duschen erwärmt. Es bleibt etwa acht Stunden lang warm – wir können also bis in die Nacht warm duschen. Heute sind wir zu müde dazu. Wir putzen nur noch unter dem Sternenhimmel Zähne und fallen um Mitternacht müde ins Bett – in Deutschland ist es schliesslich schon 2 Uhr morgens.
Vom Kratersee Lagoa do Fogo zum Atlantik bei Caloura: Gleich unsere allererste Tour auf São Miguel führt uns durch die vielfältige Naturschönheit der Azoren
«I am here at the gate” – um kurz vor halb 12 meldet sich Carlos. Es dauert etwas, bis ich das schwere Tor geöffnet habe. Mein Blick fällt auf einen Van mit Bike-Anhänger. Carlos und seine Freundin Lily sind mitsamt Bike-Anhänger durch das enge Schotterstrassen-Labyrinth bis zu uns vors Tor gekurvt. Was für ein Service!
Carlos ist Chef Guide und Inhaber von Bike Safari Tour. Seit er fünf Jahre alt ist fährt er Mountainbike und hat als einer der ersten Single Trail Touren auf den Azoren angeboten. Ausserdem organisiert er seit 2015 das Azores Enduro Fest, ein zweitägiges Enduro Rennen auf São Miguel. Er kennt also die besten Trails hier und wird uns heute einige zeigen. Wir shuttlen hinauf zum Lagoa do Fogo. Von der Strasse aus sehen wir immer wieder den Atlantik – und zwar auf beiden Seiten der Insel gleichzeitig. Großartig! Oben angekommen bewundern wir ersteinmal gebührend den Kratersee. Danach machen wir uns startklar während Lily den Van mit Bike-Anhänger wendet.
Unsere Tour führt über einen breiten Grat, durch dschungelartige Wälder – dem „Indiana Jones Trail» – an Hängen entlang und durch Schluchten hindurch. Hin und wieder zweigt unser Weg an einer unscheinbaren Stelle ab – an einigen wäre ich allein garantiert vorbeigefahren. Mehrmals müssen wir unter Elektrozäunen hindurchschlüpfen, einmal unser Bike schultern und es öfter über schmale Brücken vor uns her rollen. Und immer wieder bieten sich atemberaubende Blicke auf den Atlantik.
Kurz bevor wir ganz hinunter auf Meeresniveau abgefahren sind, führt Carlos uns in Água de Pau nochmals ein schmales, steiles Sträßchen hinauf zu einer in Blau und Weiß strahlenden Kapelle, die Ermida de Nossa Senhora do Monte Santo. Von dort führt ein Weg zu einem Aussichtspunkt mit wunderbarem Blick über die Küste, das Städtchen Água de Pau und das idyllisch gelegene kleine Fischerdorf Caloura. Aufgrund der geschützten Lage direkt an einem Felsen herrsche hier das ganze Jahr ein mildes Klima, was viele Ausländer anlocke hier luxuriöse Sommerresidenzen zu kaufen, erfahren wir von Carlos. Und das dort am Hafen unsere heutige Tour endet, pünktlich um „beer o´clock“. Damit hat Carlos ohne es zu wissen einen Ort gewählt, den ich mir ohnehin ansehen wollte – vor allem wegen des Meerwasserschwimmbeckens.
Die letzten Meter rollen wir auf Straße hinunter nach Caloura. In der Bucht am Ende der Strasse erblicke ich einen winzigen Fischerhafen, ein kleines Restaurant und das Meerwasserschwimmbecken. Es sieht genauso aus wie im Reiseführer. Dort wartet Lily mit dem Van auf uns. Bevor wir uns auf dem Heimweg machen, schliessen wir unsere erste Tour auf Sao Miguel natürlich ordnungsgemäß mit einem Bier ab. Die Stimmung dort gefällt Michael und mir so gut, dass wir der Empfehlung von unseren Airbnb Hosts André und Kat folgen und nach einer Dusche zum Abendessen in das kleine Fischrestaurant zurückkehren.
Schon unsere allererste Tour auf São Miguel führt uns durch die Naturschönheit der Azoren und zeigt uns wie vielseitig die Trails der Insel sind. Sie ziehen mich so in den Bann, dass sich der erste Tag unseres Mountainbike Urlaubs mit seinen unterschiedlichen Eindrücken wie eine ganze Urlaubswoche anfühlt.
Die Tour findet ihr auf Outdooractive zum Nachfahren. Trotzdem empfehle ich, diese Tour mit Guide zu fahren. Denn einige der Abzweige sind schwer zu finden.
Singletrails plus Sightseeing in Furnas
Der Geruch von faulen Eiern und abgebrannten Streichhölzern steigt uns in die Nase als wir die Vantür öffnen. Auch wenn er nicht angenehm ist – er zeigt uns, dass wir hier richtig sind. Nämlich in Furnas. Auf unserer heutigen Rundtour kombinieren wir Trails mit Sightseeing. Letzteres gibt es nur in Kombination mit diesem Schwefelgeruch. Der Kurort mit seinen grünen Parkanlagen liegt im Osten von São Miguel, eingebettet in einen riesigen Vulkankrater, der 1630 zuletzt ausgebrochen ist. Bekannt ist Furnas für seine kochenden schwefelhaltigen Thermalquellen – die Caldeiras. Aus einigen dampft, gluckert und sprudelt es unübersehbar und unüberhörbar, andere sind versiegt. «Place your hand on the ground» fordert Carlos uns an einer trockenen Stelle auf. Wir spüren die Wärme der Erde – obwohl die Sonne heute Vormittag nicht scheint. Auch wenn hier oberflächlich nichts mehr brodelt, unter der Erde scheint es noch Aktivität zu geben. Bevor wir unsere Tour starten, rollen wir noch zu einem Brunnen, aus dem Wasser mit natürlichen, kleinen Kohlensäure-Bläschen fließt. Wir kosten es – die Kohlensäure ist tatsächlich leicht spürbar, der Eisengeschmack ist allerdings so kräftig, dass wir unsere Wasserflaschen lieber doch nicht auffüllen.
Über eine kleine, kaum befahrene Strasse und später einen Trail mit kurzer und steiler Uphill-Passage pedalieren wir hinauf zum Lagoa das Furnas. Direkt am See gibt es weitere Caldeiras, mit deren heißem Wasser in Erdlöchern über mehrere Stunden der Cozido das Caldeiras gegart wird. Der Eintopf aus Fleisch, Würstchen, Kartoffeln, Kohl und anderem Gemüse gilt als Spezialität São Miguels. Ab hier begleitet uns Ruiz, ein Freund von Carlos. Wir rollen halb um den See herum ehe wir rechts abbiegen und über eine Asphaltstraße bergauf pedalieren – die Schleife mit dem "16 Seconds" Trail nehmen wir natürlich mit!
Seinen Namen verdankt der Trail laut Carlos einer Wette zwischen zwei Mountainbikern – der eine dünn und gut trainiert, der andere etwas pummelig und weniger gut trainiert: Nach einer Woche Training sind sie gegeneinander angetreten, um zu sehen, wer den Trail schneller fährt. Der pummelige Fahrer war 16 Sekunden schneller als der dünne. Damit war der Trailname geboren. Wie lange wir gebraucht haben, weiss ich nicht. Was ich aber weiss: der teils geshapte Singletrail, der sich durch einen dschungelartigen Wald zieht, macht richtig viel Spaß! So viel, dass wir versucht waren, ihn nochmals zu fahren – der angenehme Aufstieg mit etwa 200 Höhenmetern lässt sich durchaus mehrmals bewältigen. Wir entscheiden uns dann aber doch dafür, direkt zum nächsten Trail zu fahren. Zu vielversprechend ist sein Name.
"Simply the Best" ist ein flowiger Trail mit viel Abwechslung. Er beginnt auf einer Anhöhe, führt teilweise durch hohes Gras an der Höhenlinie entlang mit kleineren Gegenanstiegen und durch Wald – mal dichter, mal weniger dicht bewachsen – bevor er steiler und schneller wird. Um den Trail richtig schnell fahren zu können, muss man ihn allerdings kennen. Denn er überrascht hin und wieder mit schlecht einsehbaren Kurven, steil abfallenden Hängen, sehr engen Passagen und rutschigen Steinen. Der Trail entlässt uns an der Strasse, die nach Rebeira Quente führt. Wir rollen sie hinunter – Lunch is calling.
Nach dem Mittagessen wartet eine weitere Trailschleife auf uns. Wir pedalieren die Asphaltstraße in Richtung Furnas hinauf. Kurz vor dem Ort – wir können ihn schon riechen – biegen wir an einer T-Kreuzung nach rechts ab und kurbeln weiter bergauf. In einer Kurve wartet unser Nachmittags-Trail. Er führt uns – wieder flowig – zurück nach Ribeira Quente. Da waren wir heute schon. Wir wissen also, was auf uns zukommt, um zurück zum Van in Furnas zu kommen: die gleiche Strasse hinaufkurbeln, die wir gerade schon gefahren sind. Jetzt scheinen die Laufräder zum Glück leichter zur rollen als direkt nach dem Mittagessen.
Wem die Tour zu lang ist oder mehr Zeit in Furnas verbringen möchte – hier kann man sich auf jeden Fall länger aufhalten und zum Beispiel den Terra Nostra Park ansehen und dort im See baden – hat zwei Möglichkeiten, sie abzukürzen: Die "16 seconds" Schleife auslassen oder / und die Trailschleife, die wir nach dem Mittagessen gefahren sind.
Die Tour findet ihr auf Outdooractive zum Nachfahren.
„I have a challenge for you.”
”Permakultur leitet sich von dem englischen Begriff ‘permanent agriculture‘ ab, was auf Deutsch so viel bedeutet wie ‘dauerhafte Landwirtschaft’. Es ist ein nachhaltiges Konzept für Landwirtschaft und Gartenbau, das darauf basiert, natürliche Ökosysteme und Kreisläufe in der Natur genau zu beobachten und nachzuahmen. Für uns geht Permakultur aber weiter – für uns ist es eine Lebensphilosophie, nach der wir so gut es uns möglich ist leben.»
Heute ist unser letzter Abend auf der Eco Farm. Wir sitzen mit unseren Gastgebern ums Feuer. Kat und André haben vorzügliche Pfannkuchen gebacken, die wir mit im Feuer gegartem Gemüse und, Guacamole und Schmand essen. Meine Frage an Kat, was genau Permakultur bedeutet, ist der Anfang einer spannenden Diskussion darüber, was ein „gutes“ Leben ist. Ob ein einfaches Leben das in der Stadt ist, wo alles, was man braucht verfügbar ist, oder das auf einer Eco Farm, auf der man mit Gemüsegarten, Solarstrom, Regenwasser und Tieren unabhängiger ist. Wir reden darüber, was jeder zum Umweltschutz beitragen kann und wie es für Kat und André ist, zu wissen, dass ihre Gäste mit dem Flugzeug anreisen. „I have a challenge for you.” sagt André. “To downsize your footprint, you may plant a tree on our farm tomorrow when the sun is out again. Are you in?” “Sure” antworten Michael und ich gleichzeitig.
Das auf ihrer Website erklärte Ziel, dass ihre Gäste sich gestärkt, energiegeladen und happy fühlen wenn sie abreisen haben Kat und André bei uns erreicht.
Alleine auf Entdecker-Tour
Nach 5 Tagen auf Santa Maria sind wir wieder zurück auf São Miguel. Unsere neue Unterkunft ist das Santa Barbara Eco Beach Resort an der Nordküste der Insel. Ich möchte gerne die neue Umgebung erkunden, Michael lieber lesen. Also ziehe ich alleine los. Auf Trailforks habe ich den Trail «Bandeirinha» in der Nähe entdeckt, der sich vom Lagoa do Fogo aus gut mit einem Wanderweg kombinieren lässt. Über eine Autostrasse kurve ich ein paar hundert Höhenmeter hinauf zum Lagoa do Fogo. Dort habe ich eine nette Begegnung mit einem US-Amerikaner, der mich angesichts meiner Mountainbike-Klamotten fragt, ob es hier gute Trails gibt. Auf Trailforks zeige ihm, wie viele Trails es gibt und dass ich bisher alle für sehr gut befunden habe.
Der Wanderweg, den ich ausprobiere, beginnt vielversprechend auf einem Bergrücken mit Blick auf den Atlantik. Auf der Hälfte sind die Büsche relativ hoch und dabei, sich den Trail zu eigen zu machen - irgendwie komme ich aber durch. Im unteren Drittel werden die Büsche zu Dornen. Ich versuche weiterzurollen – keine Chance. Mit dem aufgestellten Mountainbike vor mir schiebe ich mir den Weg frei. Dornen reißen mir die unteren Schienbeine und die Arme auf und piksen mich durchs Trikot in die Seite. Laut Karte führt der Trail zurück auf die Strasse, die ich hochgefahren bin. Das Problem: es ist kein Weg erkennbar, dort wo er sein soll. Nur eine über 100 Höhenmeter quasi senkrecht abfallende Böschung. Ich überlege, umzudrehen. Da entdecke ich einen zugewachsenen schmalen Weg. Er ist zwar nicht in der Karte eingezeichnet, sieht aber aus als wäre er schon oft begangen worden. Wenn auch nicht in letzter Zeit. Die Dornen versehen mich mit weiteren blutigen Kratzern. So schnell gebe ich mich nicht geschlagen. Umdrehen kann ich schließlich immer noch. Der Weg führt mich zu einer Kuhweide. Von hier aus ist es laut Karte nicht mehr weit bis zur Straße. Blöd nur, dass auf der anderen Seite der Kuhweide – zwischen mir und der Straße – ein hoher Zaun ist. Ich beschließe trotzdem die Kuhweide zu überqueren und am Zaun entlang zu gehen in der Hoffnung, dass er irgendwo endet und ich zur Straße gelange. Mein Plan geht auf! Ich muss nur noch eine Böschung mit meinem Radl hinunterkraxeln und über ein Rohr steigen – dann bin ich auf der Straße. Sie führt mich zu dem auf Trailforks eingetragenen Trail. Der entlockt mir im oberen Teil leider auch keine Freudenschreie, denn statt über einen schmalen Trail fahre ich durch breite und tiefe Traktorspuren. Im unteren Teil waren die Waldarbeiter noch nicht – da macht der Trail mit seinen angelegten Kurven richtig viel Spaß! Er hat auch Sprünge – aber die umfahre ich. Mein Explorer Drang ist erstmal gestillt und ich freue mich, dass wir am nächsten Tag wieder mit Guide fahren.
Diese Tour ist nicht zum Nachfahren geeignet – deswegen stelle ich auch keinen GPS Track zur Verfügung.
Einen ganzen Tag lang nur in eine Richtung: abwärts
«Would you like to have an espresso?” Begrüsst uns Rafael mit einer Espressotasse in der Hand. Na klar! Rafael guidet für Azores Mountainbike Holidays außerdem ist er Inhaber des Bike Shop Bicicletaria, zu dem uns sein Shuttlefahrer Philipp gerade gefahren hat.
Heute wird Rafael uns weitere Trails auf São Miguels zeigen. Zuerst geht es mit dem Shuttle zum Lagoa do Fogo und über einen für uns neuen Trail hinunter nach Àgua de Pau. Dort wartet Philipp schon auf uns um uns zu weiteren Trails in Faial da Terra zu bringen. Auf dem Weg dorthin halten wir an einem der vielen Picknickplätze und essen zu Mittag – es gibt Thunfisch-Pasta Salat und einen Muffin zum Nachtisch.
In Faial da Terra beginnt der anstrengende Part für Philipp: er shuttlet uns den ganzen Nachmittag lang von einem Trail zum nächsten. Ich muss zugeben: es sind so viele Trails, dass ich den Überblick über die Namen und welcher Trail welcher ist, verliere. Nur zwei Namen bleiben hängen: Atalhada und Pedra Torta. Das ist aber nicht so schlimm, denn die Trails in Faial da Terra sind alle toll! Außerdem sind sie sehr gut auf Trailforks dokumentiert – die Trails Pedra Torta und Atalhada sind sogar mit Anfahrten auf der App ausgewiesen. Ein Besuch in Faial da Terra lohnt ich auf jeden Fall. Natürlich bin ich schon geshuttlet. Dass der Shuttle aber an jedem Trail unten wartet und ich den ganzen Tag lang gar nicht bergauf pedalieren muss – das ist für mich eine ganz neue Erfahrung.
Von Pico da Vara nach Sao Pedro – São Miguel at its best.
Mit der letzten Tour zaubert Carlos nochmal ein richtiges Prachtexemplar hervor. Beim Aufstieg lassen wir uns mit dem Shuttle wieder etwas helfen. Dann geht es erst pedalierend später Bike-tragend auf den Pico da Vara, von dem aus wir auf den Atlantik blicken können. Ein breiterer Trail bringt uns mit einem knackigen Gegenanstieg zum «Trail 500», ein Naturtrail, der sich mal lieblich dahinschlängelt, mal ruppig oder rutschig unsere Aufmerksamkeit und Fahrtechnik fordert und uns durch ein Bachbett führt. Vor 500 Jahren wurde er angelegt, um auf die andere Seite der Insel zu gelangen, was damals laut Carlos zwei Tage dauerte – daher sein Name. Nach einer kurzen Uphill-Sektion über Asphalt gelangen wir zum nächsten Trail, der uns bis hinunter zum Meerwasserpool bei Lomba da Fazenda bringt – der schönste Meerwasserpool, den ich auf den Azoren gesehen habe.
Die Tour findet ihr auf Outdooractive zum Nachfahren. Trotzdem empfehle ich, diese Tour mit Guide zu fahren.
São Miguel ist definitiv eine (Mountainbike-)Reise wert! Mich haben vor allem die freundlichen Azoreaner und die landschaftliche Vielfalt der Insel begeistert. Wer Bedenken hat, die Insel sei zu klein, den kann ich beruhigen: wir waren 8 Tage dort und haben nicht geschafft, alles zu sehen oder alle Trails zu fahren. So waren wir zum Beispiel nicht in Sete Cidades – eigentlich ein Must See und ein Grund nochmal auf die Azoren zu reisen 😉
In diesem Blogpost erfahrt ihr was dazu geführt hat, dass wir die Azoren als Reiseziel ausgewählt haben und wie unsere Reiseroute aussieht.
Und in diesem Blogartikel berichte ich über das Mountainbiken auf der Azoreninsel Santa Maria - unter anderem erfahrt ihr, wer das Mountainbiken nach Santa Maria gebracht hat.
Hintergrundinformationen und Tipps zu São Miguel
Anreise nach São Miguel
Anscheinend ändern sich die Flugmöglichkeiten immer wieder. Daher stelle ich euch vor, wie wir auf die Azoren gekommen sind ;) Wir sind mit TAP Portugal von München nach Lisabon geflogen und mit SATA weiter nach Ponta Delgada auf São Miguel. Der Flug hat 620 Euro gekostet, der Biketransport 55 Euro.
Am Flughafen habe ich nur Pkws als Taxis am Flughafen gesehen. Mit Bike-Koffern braucht es ein etwas größeres Auto. BigBlue (Mobilnummer: +351 966 078 829) bietet diesen Service an. Bei unserem zweiten Aufenthalt sind wir mit ihnen gefahren und waren sehr zufrieden.
Unterkünfte auf São Miguel
Unterschiedliche Seiten von den Azoren kennenlernen – das ist unser Anliegen, angefangen bei den Unterkünften. Gleichzeitig möchten wir aber auch „ankommen“ – nicht immer wieder die (Bike-) Koffer packen müssen. Wir haben uns daher für zwei Unterkünfte auf São Miguel entschieden: eine für die Tage vor unserem Aufenthalt auf Santa Maria und eine für die Tage danach. Für beide war mir wichtig, dass die Unterkünfte Charakter haben, typisch für die Region sind, man gerne auch mal den ganzen Tag dort verbringt (mit Regentagen hatte ich fest gerechnet) und dass sie idealerweise auch ökologisch und nachhaltig ist.
Ich habe nach Unterkünften mit Charakter und schöner Gestaltung gesucht, die typisch für die Region sind, in der man gerne auch mal den ganzen Tag verbringt (mit Regentagen hatte ich fest gerechnet) und idealerweise auch ökologisch und nachhaltig sind.
1. Übernachten auf der Eco Farm
Die erste Unterkunft auf São Miguel habe ich bei Airbnb gefunden. Ich muss zugeben, dass ich zwar schon oft auf Airbnb nach Unterkünften geschaut, bisher aber noch nie bei Airbnb gebucht habe. Diesmal hat es geklappt. Das Konzept von Kat und André hat mich überzeugt – es hat alle unsere Kriterien erfüllt.
2018 sind Kat und André nach São Miguel gezogen mit dem Ziel, ein alternatives Leben in der Natur zu führen. Sie haben ein Grundstück gekauft, das sie nach und nach zu einem ökologisch bewirtschafteten Hof mit Unterkünften für Gäste umgestalten. Die Unterkünfte haben sie selber gebaut – entsprechend ihrer Lebensphilosophie nach den Prinzipien der Permakultur. Die gesamte Farm bezieht ausschließlich Solarstrom, von allen Dächern wird Regenwasser gesammelt, Grauwasser wird recycelt und die Komposttoilette spart im Durchschnitt 40 Liter Wasser pro Person und Tag.
Neben dem Ein-Raum-Steinhäuschen mit Outdoorküche und open air Dusche, in dem wir übernachtet haben, vermieten Kat und André auch ein Zelt. Es hat nichts mit beengtem Hausen zu tun, sondern ist großzügig und steht auf einer Plattform – ein richtiges «Glamping»-Zelt.
Die Übernachtungspreise variieren je nach Saison. Für das Steinhaus haben wir 60 Euro pro Nacht für 2 Personen bezahlt. Dazu kamen noch 40 Euro Reinigungsgebühr und 34 Euro Servicegebühr, sprich es waren dann inklusive aller Nebenkosten 42,50 Euro pro Nacht und Person. Der Mindestaufenthalt ist 3 Nächte. Für 5 Euro pro Person bringen Kat und André Frühstück bestehend aus griechischem Joghurt, Müsli, Nüssen und frischem Obst, Kaffee oder Tee direkt zum Haus. Die Abholung am Flughafen in Ponta Delgada kostet 15 Euro pro Strecke. Auch ein Abendessen am Feuer bieten Kat und André an – die Preise variieren je nachdem, ob das Gericht mit Fleisch oder vegetarisch ist. Ein vegetarisches Gericht mit Vorspeise und Wein kostet ca. 15 Euro pro Person.
Kat und André haben zwar auch eine Website, sie bevorzugen aber eine Buchung über Airbnb.
2. Übernachten im Eco Beach Resort
Auch das Santa Barbara Eco Beach Resort hat alle unsere Kriterien für die Unterkünfte auf Sao Miguel erfüllt. Allerdings nur auf den ersten Blick. Dazu später mehr – ich beginne mit dem, was mich begeistert hat. Das Resort mit seinen 30 Villen und Studios ist aus regionalen Materialien gebaut wie zum Beispiel Kork und seine Architektur fügt sich sehr schön in die Landschaft ein – vom nächstgelegenen Berg ist es kaum zu erkennen. Für Familien mit bis zu 6 Personen oder Freunde gibt es Villas mit zwei Schlafzimmern und zwei Bädern. Es liegt direkt oberhalb eines Sandstrandes. Beim Frühstück blickt man auf den Atlantik. Alle Villen und Studios haben eine voll ausgestattete Kitchenette. Und von unserer Terrasse konnten wir nicht nur aufs Meer und auf die Berge schauen, sondern auch gleich in den Salzwasser-Pool hüpfen. Purer Luxus.
Das Eco im Namen hat bei mir entsprechende Erwartungen geweckt – in Plastik verpackte Butter und große Rasenflächen, die im Sommer bewässert werden müssen, gehörten nicht dazu. Auf meine Nachfrage, worin ich das Eco erkennen kann, erhielt ich eine für mich unbefriedigenden Antwort: der Warmwasserverbrauch pro Person sei auf 200 Liter beschränkt, sie verwendeten keine Strohhalme und keine Plastik- sondern Glasflaschen für Wasser (was streng genommen nur für Wasser ohne Kohlensäure beim Frühstück und auf den Zimmern gilt – Wasser mit Kohlensäure beim Abendessen wurde uns in einer Plastikflasche serviert). Und auch die gefälschten Eames Plastic Chairs im Frühstückraum haben meine Erwartungen an ein Eco Beach Resort in dieser Preisklasse enttäuscht.
Die Übernachtungspreise variieren je nach Saison. Unser Blue & Green Studio hat Blue & Green Studio Euro pro Nacht für 2 Personen mit Frühstück gekostet, zu buchen direkt auf der Website.
Mountainbiken auf São Miguel
Ein großes Netz an Wanderwege zieht sich über die Insel, das auch Fahrradfahrer nutzen dürfen. Die Trails auf São Miguel sind überwiegend Naturtrails. Vor allem wenn es nass ist (was durchaus passieren kann), sind sie nur für geübte Mountainbiker zu empfehlen. Sie führen mal am Meer entlang, dann durch grüne Täler und entlang von Blumenwiesen. Manchmal geht es flach dahin, meist muss man jedoch mit mehr oder weniger hohen Hügeln rechnen. Dann kann es auch mal richtig steil bergauf gehen. Steigungen über 12 Prozent gibt es auf vielen Wegen und man muss auch mal ein paar Hundert Höhenmeter zurücklegen, um am Ende eines Weges dann eine herrliche Aussicht genießen zu können.
Ein weiterer Pluspunkt sind natürlich die warmen Wasserquellen und der Atlantik für eine Abkühlung nach den Touren. Baden kann man fast das ganze Jahr über, die Wassertemperaturen liegen zwischen 16°C im Februar und 23 °C im August und September.
1. Mountainbiken mit Bike Safari Tour
Bike Safari Tours bietet verschiedene Optionen an - von All Mountain & Enduro Tagestouren bis zu Wochenprogrammen wie zum Beispiel «Paradise Island» ab 4 Teilnehmern.
Der Preis für eine All Mountain & Enduro Tagestour inklusive Abholung und Rückfahrt zum Hotel, Bike Shuttle Service und englischsprachigem Guide liegt bei 75 Euro pro Person, die Mindestteilnehmerzahl sind 2 Personen. In Kooperation mit dem Bikeshop Monbike bietet Bike Safari Tours auch Leihbikes an. Ein Enduro Leihbike von Merida kostet 45 Euro pro Tag – bei längerer Miete wird der Tagespreis günstiger.
2. Mountainbiken mit Azores Mountainbike Holidays
Azores Mountainbike Holidays bietet ebenfalls Tagestouren und Gesamtpakete inklusive Unterkunft an. Eine All Mountain & Enduro Tagestour kostet 99 Euro pro Person (Mindestteilnehmerzahl: 2 Personen). Inkludiert ist Lunch, ein Bike Shuttle mit Fahrer und aus Sicherheitsgründen 2 Guides. Azores Mountainbike Holidays arbeitet mit dem Bikeshop Bicicletaria zusammen über den Mountainbikes geliehen werden können. Ein Enduro Leihbike kostet 50 Euro pro Tag.
Apps und GPS Tracks
Die App Trailforks und die offline gespeicherten Karten von São Miguel und Santa Maria auf meiner Outdooractive App haben mir beim Orientieren und Navigieren vor Ort gute Dienste erwiesen. Einige unserer Touren habe ich getrackt und auf Outdooractive veröffentlicht – Links siehe oben im Text.
Wer war schon mal auf den Azoren zum Mountainbiken? Was hat dir am besten gefallen?
Anmerkung: Das ist kein gesponserter Blogbeitrag oder Pressereise. Für die Veröffentlichung erhalte ich keine Vergütung.