ISPO 2018 – von echten und virtuellen (Berg-) Erlebnissen
Zwei inspirierende Messetage liegen hinter mir. Die ISPO als weltgrößte Multisegmentmesse im Sportbereich ist keine spezifische Bike Messe wie die Eurobike (hier geht’s zu meinem Bericht zur Eurobike 2017). Dennoch habe ich mich entschieden, über das zu berichten, was ich gesehen und erlebt habe. Denn es gibt keinen Besuchertag für die ISPO und ein Blick hinter die Kulissen ist spannend – finde ich jedenfalls.
Den Fokus lege ich auf Digitalisierung. Fitness-, Schnee- und Wassersportthemen lasse ich ausser Acht – das würde den Rahmen sprengen.
DIY Mini Sneakers und virtuelle Bergbesteigung
Auf einem Kooperationsstand von Adidas, Lectra, foursource und Sportmas können die Besucher sehen und erleben, wie die digitale Zukunft aussehen kann. Auch wenn viele Projekte noch eine Vision sind oder sich in der Testphase befinden hat mich begeistert, wie die digitale Transformation, die für Brands, Hersteller und den Handel eine große Herausforderung ist, erlebbar wird.
Adidas hat aufgezeigt, wie vom Design eines Produktes bis zum Verkauf an den Endkunden im Laden digitale Tools eingesetzt werden können. Wobei die Besucher auch eine ganz reale Erfahrung machen konnten: einen Mini Sneaker basteln. Das habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen ;)
Zurück zu den digitalen Tools: In einem virtuellen Showroom können Händler durch eine Virtual Reality (VR)-Brille die neueste Kollektion ansehen, Hintergrundinformationen dazu erfahren, eine Auswahl für ihr Geschäft zusammenstellen und auch gleich bestellen. Das ermöglicht, eine grosse Produktvielfalt zu zeigen, spart Samples, Platz, Reisezeit und -kosten, ist ortsunabhängig und damit auch umweltfreundlich. VR ermöglicht aber auch dem Kunden im Laden virtuelle Erlebnisse. Durch die VR Brille kann er zum Beispiel ganz ohne Kletterkenntnisse und Kondition einen Berg hinaufklettern (siehe Titelbild).
Ich habe die VR-Brille aufgesetzt und sowohl Händler als auch Kletterer gespielt. Die visuelle Darstellung wirkt zum Anfassen echt – würde die haptische Erfahrung nicht fehlen, ich hätte beim Schuh nicht zwischen virtuell und real unterscheiden können. Beim Klettern schon – da fehlt mir die Anstrengung, die Gerüche, die Bergluft im Gesicht. Ob (virtuelle) Bergerlebnisse ohne entsprechende Vorbereitung, Training und Anstrengung gut sind, sei dahingestellt – die technischen Möglichkeiten sind faszinierend.
Darüber hinaus zeigt Adidas wie mithilfe digitaler Tools Produkte personalisiert werden können. Wenn beispielsweise Statur, Gewicht und Bewegungsmuster in Sekundenschnelle erfasst werden können, können Laufschuhe auf individuelle Bedürfnisse abgestimmt und mittels 3D-Druck gleich im Laden produziert werden. Diese Technologie ist noch nicht ausgereift, hat meiner Meinung aber enormes Potential.
RFID-Chips und interaktive Produktpräsentation
Auch Sportmas hat digitale Tools für den Handel gezeigt - angefangen beim Lager: RFID-Chips, die in Kartons liegen oder direkt am Produkt angebracht sind, erlauben nicht nur Bestandskontrolle in Echt-Zeit, sie ermöglichen auch, alle Produkte in einem Stapel zu erfassen ganz ohne einzelnes Abscannen der Pakete, nur durch das Abfahren der Masse eines Stapels mit dem Scanner. Danach können unterschiedliche Ansichten gewählt werden, z.B. wohin die einzelnen Pakete gehen oder Bildansichten, die einem genau zeigen, welche Farbe in welchem Paket liegt.
Es gibt aber auch digitale Tools für den Laden, wie zum Beispiel Videoanalyse-Systeme, d.h. Bildschirme, auf denen vor oder in einem Shop bestimmte Inhalte gezeigt werden und welche mit Kameras verbunden sind, die analysieren wie viele Menschen sich wofür interessieren, sprich vor welchen Inhalten stehen bleiben. Oder Bildschirme, die mit Sensoren verbunden sind, und – je nachdem, welche Produkte auf dem Regal ausgestellt sind – Preise und weitere Produktinformationen anzeigen oder die verschiedenen Produkte im Regal miteinander vergleichen.
Pepe Jeans nutzt die Tools anscheinend schon, Zara hat in Madrid (wenn ich mich richtig erinnere) kürzlich einen digitalen Flagship Store eröffnet, in dem die Tools zum Einsatz kommen.
Sportmas zeigt einprägsam, wie die Möglichkeiten der Online Welt in die Offline Welt übertragen werden können, d.h. wie für den Handel die Möglichkeiten geschaffen werden können, die Online-Shops bereits haben.
Der Vollständigkeit halber seien noch Foursource und Lectra erwähnt: Foursource bringt Brands mit geeigneten Lieferanten bzw. Herstellern zusammen, Lectra bietet digitale Hard- und Softwarelösungen für die Entwicklung und Produktion von Bekleidung an.
Fazit
Der Messebesuch hat mich sehr inspiriert – und das, obwohl ich nur wenig Mountainbike-Bezogenes gesehen habe. An meinem Blogpost ist unschwer zu erkennen, dass mich vor allem die Möglichkeiten der Digitalisierung für die Sportbranche interessiert haben. Zu wissen, dass das, was gezeigt wird, nur ein Bruchteil von dem ist, was momentan im Entstehen ist, macht mich sehr neugierig auf alles, was kommt. Und das wird es – in grossen Schritten und hoher Geschwindigkeit.
Wie hat euch dieser Artikel gefallen, der vom Mountainbiken ja doch etwas weiter weg ist und auch keine Produktneuheiten enthält? Ich würde mich sehr über ein kurzes Feedback freuen :) Danke schon mal für eure Mühe!