Walenseetrail
Wir pedalieren auf einem wenig befahren Teersträsschen bergauf. Nur wenn der Postbus vorbei fährt, wird es eng.
Wir treffen uns um 9:30 am Bahnhof Walenstadt. Meine Freundin kommt mit dem Auto, ich mit dem Zug. Ein schneller Bike- und Rucksack-Check – Schnellspanner? Bremsbeläge? Sonnencreme? Wasser? Ersatzschlauch? Wechseltrikot? Bikini? – dann geht es durch Walenstadt auf einer schmalen Teerstrasse bergauf Richtung Walenstadtberg. Die Steigung ist angenehm, das Strässchen wenig befahren. Nur wenn der Postbus vorbei fährt, wird es eng. Apropos Postbus: Wer sich die ersten 550 Höhenmeter sparen möchte, kann mit dem Postbus bis zur Reha-Klinik Walenstadtberg fahren. Der Postbus fährt allerdings nur selten – Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 6:20 bis 18:20 alle zwei Stunden. Wirf beim Hinaufpedalieren unbedingt einen Blick nach hinten / oben zu den Sieben Churfirsten.
Unser Apfelschorlen-Durst ist grösser als unser Wissensdurst.
Kurz bevor das Teersträsschen endet und es auf Schotter und später Trail die letzten Höhenmeter bergauf geht, müssen wir uns entscheiden: Rechts zum Paxmal, einem monumentalen Friedensdenkmal vom Schweizer Künstler Karl Bickel abbiegen oder links zum Alpbeizli Schrina. Unser Apfelschorlen-Durst ist grösser als unser Wissensdurst. Apfelschorle und selber gemachter Heidelbeer-Joghurt (unbedingt probieren!) geben uns Kraft für den Abstecher zum Paxmal und die letzten Höhenmeter.
Der Höhenweg ist perfekt um vom Bergauf- auf den Bergabmodus umzustellen
Noch einmal schauen wir hinunter auf den Walensee und legen die Schoner an, dann rollen wir die ersten Trailmeter. Der Höhenweg ist perfekt um vom Bergauf- auf den Bergabmodus umzustellen – er schlängelt sich gemächlich am Hang entlang, fordert aber hier und da Aufmerksamkeit.
Mit leicht geröteten Gesichtern biegen wir in den stellenweise technischen Trailabschnitt
Um an den höchsten Punkt der Tour zu gelangen müssen wir noch ein letztes Mal bergauf. Steil bergauf. Wir schultern unsere Bikes für ca. 10 Minuten. Danach geht es weiter am Hang entlang bergab bis zu einer kleinen Hütte. Die Bank vor der Hütte lädt zur Rast ein – wir legen also eine allerletzte Pause ein und lassen uns die Sonne aufs Gesicht scheinen. Mit leicht geröteten Gesichtern biegen wir in einen steileren und stellenweise technisch anspruchsvollen Trailabschnitt mit vielen Spitzkehren und einem Rockgarden. Danach heisst es ausrollen – erst auf einem breiteren Waldweg weiterhin am Hang entlang und dann auf einem schmalen Ufersträsschen direkt bis zum Lago Mio, einem See Beizli. Bei Pommes und Eis beobachten wir einen Surfer auf dem windstillen See wie er geduldig wartend auf seinem Board steht und schliesslich zurück ans Ufer paddelt. Der See lädt zum Reinspringen an. Wir widerstehen - der Virus ist noch nicht ganz auskuriert. Ein Grund, die Tour an einem Sommertag nochmal zu fahren.
Eckdaten
Anfahrt
Mit dem Auto: Autobahn A3 Ausfahrt Walenstadt. Am Bahnhof Walenstadt kannst du parken. Ein Tagesticket kostet vier Franken. Wir sind günstiger weg gekommen – der Automat war ausser Betrieb.
Mit den Öffentlichen: Interregio bis Ziegelbrücke oder Sargans, Regionalzug bis Walenstadt.
Um vom Tourende in Weesen zum Auto in Walenstadt bzw. zum nächsten Bahnhof zu kommen gibt es drei Möglichkeiten: mit dem Bötchen von Betlis oder Weesen (Abfahrtszeiten und Preise: www.walenseeschiff.ch) nach Walenstadt schippern, bis Bahnhof Ziegelbrücke radeln (zusätzlich 4 km, keine nennenswerten hm) und von dort den Zug nehmen, mit dem Rad zurück nach Walenstadt pedalieren (zusätzlich 20 km und 250 hm).
Höhen- und Kilometer: 1300 hm, 25 km ohne Postbus
Dauer: Wir sind sehr gemütlich geradelt – sowohl bergauf als auch bergab. Inklusive Einkehr im Alpbeizli Schrina, Abstecher zum Paxmal und Pausen zwischendurch – die Landschaft ist einfach zu lieblich, die Blicke auf den petrolfarbenen Walensee einfach zu spektakulär – haben wir 7 Stunden gebraucht.
Einkehr: Alpbeizli Schrina, Lago Mio
GPS-Track: www.outdooractive.com/de/mountainbike/ostschweiz-liechtenstein/walensee/11871911/
Fazit: Die Walensee-Tour ist eine Panoramatour für Trailliebhaber: die Ausblicke sind grandios, der Trail eine Freude für alle Mountainbiker, die es abwechslungsreich mögen – von flowig bis technisch anspruchsvoll ist alles dabei. Die teilweise ausgesetzten und steilen Passagen sowie die Spitzkehren erfordern eine gute Fahrtechnik.
Tipps
Badehose / Bikini und Handtuch einpacken!
Fahre die Tour an einem Samstag – da sind kaum Wanderer unterwegs.
Prüfe, ob sich für dich eine Anreise mit dem Zug anbietet, da Start- und Zielort auseinanderliegen.